Berlin Gesture Center | Ringvorlesung Bedeutung in Geste, Bild und Text

 

Vortrag von Dagmar Schmauks (Technische Universität Berlin):

Gesten auf Landkarten | Gesturing on Maps

Mittwoch, 6. Dezember 2006, 18 Uhr, Franklinstr. 28-29 (Raum FR 3533), 10587 Berlin

 


Landkarten als Zeichensystem können vor allem räumliche Beziehungen gut darstellen und treten daher in zahlreichen Varianten auf. Beim Unterwegssein verwenden wir Straßen- oder Wanderkarten, Stadtpläne und Pläne von Verkehrsnetzen. Wetterkarten und andere thematische Karten liefern spezielle Informationen, und die Karten in Tageszeitung und Fernsehen verorten aktuelle Ereignisse. Als zweidimensionale, statische und visuelle Darstellungen stehen Karten im semiotischen Feld in der Nähe von Bildern. Das Abgrenzungskriterium zu diesen ist der Grad der Konventionalisierung, der die Einzelzeichen erst zu Elementen eines Systems macht. Während nämlich ein Bildbetrachter immer einen Interpretationsspielraum hat, fehlt dieser bei Karten und anderen graphischen Darstellungen. Der Kartenleser muß grundlegende Kartenkonventionen kennen und die Bedeutung der Einzelzeichen in der Legende nachschlagen. Ein besonderer „Medienmix“ sind Gesten, die bei einer gemeinsamen Kartenverwendung produziert werden. Hierbei ist der Ausdruck „Kartenverwendung“ systematisch mehrdeutig, denn erst wenn man sich erfolgreich AUF der Karte orientiert hat, kann man sich MIT der Karte im Gelände zurechtfinden. Die Formen und Funktionen der dabei eingesetzten Gesten werden untersucht und durch praxisnahe Beispiele illustriert.

Maps constitute a sign system which is especially suitable for representing spatial relations. Therefore, in everyday life a variety of maps are used. During locomotion, we use street maps, city plans, and the overview plans of traffic systems. Weather maps and other thematic maps offer special information about the region in question, and the maps in newspapers or television localize current events. Gesturing on geographic maps is a special case of analogous deixis (in the sense of Karl Bühler) because the map represents a part of the earth’s surface. The presentation offers a typology of gestures which are produced when using maps. This gesturing is inherently ambiguous because each pointing action (gesture + verbal description) has two possible referents, namely (a) an element on the map and (b) an element of the geographical space. These cases and the means of disambiguation are investigated in detail.