Interdisziplinäres BGC-Kolloquium
Veranstaltet vom Berlin Gesture Center in Kooperation mit

 

 

Vortrag von Isabel Galhano Rodrigues (Universidade do Porto, Portugal):

Warum gestikulieren die Dolmetscher? / Why do interpreters use gestures?


Dienstag, 9. Juni 2009, 19 Uhr, Projektron, Gneisenaustr. 2, 10961 Berlin-Kreuzberg (U-Bahnhof Mehringdamm)

Achtung: Der Vortrag am 9. Juni fällt leider aus!

 

 

 

Beobachtet man einen/eine Dolmetscher/In in seiner/ihrer Kabine, sieht man sehr häufig, wie er/sie heftig gestikuliert, obwohl er/sie nicht von den Hörern gesehen wird. Diese Gesten werden ausgeführt, ohne dass sie gezielt an jemanden gerichtet sind. Sie begleiten einfach die Sprachproduktion. Sie scheinen allerdings anders zu verlaufen, als die sprachbegleitenden Gesten, die beim Telefonieren auch häufig beobachtet werden. Der andersartige Verlauf der Dolmetschergesten lässt sich mit groβer Sicherheit auf die Komplexität der kognitiven Aufgaben dieses Prozesses zurückführen. Es stellt sich nun die Frage, inwieweit die Gesten des Dolmetschers den Gesten des ausgangssprachlichen Sprechers entsprechen, ob er den Sprecher nachahmt und ob kulturelle Unterschiede in den Gesten auffällig sind. Um diese Phänomene näher zu betrachten, wurden die Rede eines Sprechers und ihre simultane Verdolmetschung separat aufgenommen. Es wird hier auf einige Aspekte näher eingegangen, die aus der Mikroanalyse beider Reden hervorgegangen sind.

Der Vortrag ist in deutscher Sprache.

 

When looking at interpreters at work, sitting in their booths, we can often notice how frequently they use gestures although the interpreter cannot be seen by the audience in most of the cases. These kinds of gestures are not directed to a receiver. They „merely“ accompany the speech production. However such gestures seem to be performed in a different way compared to other co-speech gestures that can be observed to be used during a telephone conversation, for instance. These differences in the performance of the interpreters’ gestures are probably attributable the complexity of the cognitive tasks the interpreters have to fulfill. The resulting questions that I want to answer in my presentation are the following: To what extent do the interpreters’ gestures match the speakers’ gestures? Does the interpreter imitate the speakers’ gestures? Are cultural differences reflected in the gestures? In order to approach these questions a speech given by a presenter and its simultaneous interpretation were taped separately. In the talk I will focus on some aspects that resulted from the microanalyses of both the speech and the interpretation.

The presentation will be in German.

 

 


Isabel Galhano Rodrigues: Professor an der Universität Porto, Abteilung für Germanistische Studien. Unterrichtet deutsche  Sprachwissenschaft und Interkulturelle Kommunikation für Studierende der Angewandten Sprachen und Übersetzungswissenschaften. Forschungsbereich: Multimodalität in der Face-to-face Interaktion, Beziehungen zwischen gesprochener Sprache (inklusive Prosodie) und Körperbewegungen. Untersuchte Fallstudien: multimodale (linguistische,  prosodische und körperliche) Strategien im Turntaking, Gestikulation beim Dolmetchen, Sprachbegleitende Fussgesten einer Person ohne Arme, Sprachbegleitende Körperbewegungen, Gestenraum, Gestenchoreographie, interpersoneller Distanz und Berührung im Afrikanischen und Europäischen Portugiesisch. Fulbrighter an der UCSD, mit dem Projekt "Portugiesich in verschiedener Kulturen: Sprachbegleitende Körperbewegungen der Luso-Amerikaner in San Diego".

(to be published) "Gesture choreography and gesture space in European vs. African Portuguese Interactions". Vorgetragen im GW 2009, The 8th International Gesture Workshop - ZiF, Bielefeld, Feb 25-27, 2009.
(2008) “Espaço e gesto: interacções no português de diferentes culturas”. In: Africana Studia, 11, 81-127.
(2007a) O corpo e a fala. Lisboa: FCG/FCT.
(2007b) “Body in interpretation. Nonverbal communication of speaker and interpreter and its relation to words and prosody”. In: Schmitt, Peter/ Jüngst, Heike (eds.) Translationsqualität. Leipziger Studien zur angewandten Linguistik und Translaktologie. Frankfurt a. M.: Peter Lang Verlag, 739-753.
(2007c) “The application of a framework for the micro-analysis of speech and body movements in face-to-face interaction. Proceedings of the 7th International Workshop on Gesture in Human-Computer Interaction and Simulation, Lisboa, Adetti, Iscte, 23-25 de Maio de 2007.
(2006a) “Contar pelos dedos: um sinal de manutenção de vez na interacção face a face”. Lusorama. Zeitschrift für Lusitanistik. Revista de Estudos sobre os Países de Língua Portuguesa,  65-66, 157-183.
(2006b) “Konversationelle Funktionen der verbalen und nicht-verbalen Signale im portugiesischen Gespräch. Eine Reparatur“. In: Annette Endruschat, Rolf Kemmler, Barbara Schäfer-Prieβ (eds.). Grammatische Strukturen des Europäischen Portugiesisch. Synchrone und diachrone Untersuchungen zu Tempora, Pronomina, Präpositionen und mehr. Akten des 6. Deutschen Lusitanistentages. Leipzig, 15.-18. September 2005. Tübingen: Calepinus Verlag, 215-246.
(2003) "Topographische Gesprächssignale als Sprecherwechsel-Signale", in: H. Blühdorn, J. Schmidt-Radefeldt (eds.), Die kleinere Wortarten im Sprachvergleich Deutsch-Portugiesisch. Frankfurt a.M., Peter Lang, 213-227.